Vortrag zum Aal
Pressebericht im März 2016
Faszinierender Fisch im Bestand bedroht
- Präsidiumsmitglied referierte vor Löninger Anglern zum Aal -
Zu einem Vortrag zu dem wohl bekanntesten, aber zugleich auch geheimnisvollsten und am meisten bedrohten Fisch der heimischen Gewässer hatte der Fischereiverein Löningen seine Mitglieder in den Saal Lüdeke-Dalinghaus eingeladen. Bodo Zaudtke, Gewässerwart und Präsidiumsmitglied des Landesfischereiverbandes Weser-Ems, erläuterte anschaulich Lebensweise und Gefährdung des Aals.
Immer wieder stelle man fest, so Zaudtke, dass über diesen begehrten Speisefisch großes Unwissen herrsche. Allein schon das Geruchsvermögen sei spektakulär: Laborversuche hätten erwiesen, dass Aale den Duft von einem Fingerhut voll von Rosenöl noch wahrnehmen könnten, wenn man ihn in der 58-fachen Wassermenge des Bodensees verdünne. Besonders aber der Lebenszyklus sei einzigartig, allerdings auch noch weitgehend rätselhaft. Deshalb sei der Aal der wohl faszinierendste Süßwasserfisch.
Geschlechtsreife Aale, wegen ihres silbrigen Bauches Blankaale genannt, durchquerten den gesamten Atlantik und kämen nach ca. 6000 Kilometern vor der Küste Mittelamerikas im Seegebiet der Sargassosee an. Hier paarten sich die Aale. Darüber sei allerdings bis heute noch sehr wenig bekannt. Man vermute, dass die Aalweibchen in einer Tiefe von ca. 500 Metern über dem 6000 Meter tiefen Meeresgrund ihre über eine Million Eier ins freie Wasser abgäben und die Männchen daraufhin ihre Samen abstießen.
Aus den Eiern schlüpften ca. 4 bis 5 mm große Larven, die die Form eines Blattes annähmen.
Die sogenannte Weidenblattlarve könne sich so mit den Meeresströmungen, vor allem dem Golfstrom, treiben lassen und lege in rund drei Jahren ungefähr 5000 km zurück. "Man weiß zwar", so Bodo Zaudtke, "wie die Larven aussehen; kein Mensch hat aber bis heute herausgefunden, wozu das eigentümliche Gebiss der Larven dient." Es sei zwar bekannt, dass sich die Larven von tierischem Plankton ernährten; man wisse aber trotz jahrelanger weltweiter Forschungen nicht konkret, welche Art von Nahrung diese Larven benötigten. Die Vermehrung von Aalen in Gefangenschaft gebe der Wissenschaft bis heute noch große Rätsel auf. Es sei wohl gelungen, Aale mithilfe von Hormoninjektionen zum Ablaichen zu bringen. Aber nach ca. 22 Tagen seien die geschlüpften Aallarven verhungert. Alle in Aquakulturen aufgezogenen Aale stammten also ausnahmslos aus Wildfängen von Glasaalen.
Etwa 100 km vor der europäischen Küste beginne die Metamorphose der Weidenblattlarve zum länglichen, teils durchsichtigen Jungaal, dem sog. Glasaal. Dieser steige dann in Flüsse und Seen auf und wachse in etwa 8 bis 12 Jahren zum geschlechtsreifen Aal heran, der anschließend die lange Reise zum Laichgebiet antrete.
Der Aal sei inzwischen in die "Rote Liste" der stark gefährdeten Fischarten aufgenommen. In den letzten Jahren erreichten immer weniger Glasaale die europäischen Küsten. Zudem seien durch asiatische Händler große Mengen Glasaale aufgekauft worden. Allein 1996 seien vermutlich 200 bis 300 Tonnen Aalbrut nach China verkauft worden. Diese Aufkäufe hätten die Preise für einen Kilogramm Glasaale bis auf etwa 1000 Euro steigen lassen. Erst 2011 habe die EU nach jahrelangen Protesten der Fischereiverbände diesen Raubbau untersagt.
Auch durch die immer mehr zunehmenden Wasserkraftwerke würde eine natürliche Zuwanderung in die Flüsse praktisch nicht mehr erfolgen. Obendrein würden unzählige abwandernde Aale durch die Turbinen der Kraftwerke in erheblichem Umfang tödlich verletzt.
Kam der Aal bis Anfang der 70iger Jahre noch in allen Gewässern in reichem Maße vor, gingen im Laufe der nächsten Zeit die Bestände kontinuierlich zurück. Zaudtke belegte das an Daten aus dem Emsbereich. So konnten hier 1972 noch 16000 Kilogramm Aal gefangen werden, im Jahre 2000 waren es nur noch 2000 Kilogramm. Diese Entwicklung lasse sich etwa in gleichem Maße auf alle heimischen Flüsse und Seen übertragen.
Schon seit vielen Jahren versuchten alle Fischereivereine der Region durch stark erhöhte Besatzmaßnahmen dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Allein die Vereine des Landesfischereiverbandes Weser-Ems setzten seit vielen Jahren jährlich Jungaale im Wert von fast 200.000 Euro in die Gewässer ein. Aus Landes- und EU-Mitteln würden die Besatzmaßnahmen seit 2011 bezuschusst. "Man kann nur hoffen", so meinte Zaudtke, "dass es nicht Fünf nach Zwölf, sondern Fünf vor Zwölf ist!"
Der Vorsitzende des Fischereivereins Löningen, Rudolf Thomann, bedankte sich bei Bodo Zaudtke für den interessanten und informativen Vortrag mit einem Präsent.
(Text und Fotos: Rudolf Thomann)
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